Son Fornés habe ich gerne und oft besucht. Das Gelände liegt nahe des Ortes Montuiri und ist eine der bedeutendsten und besterhaltenen Talaiotischen Siedlungen Mallorcas. Seine Entstehung wird in die Hauptphase des Talaioticums, um das Jahr 900 v. Chr. datiert. Von 550 v. Chr bis etwa 250 v. Chr, kam eine neue Bauphase hinzu, die vorhandene Baumasse aus früherer Zeit mit in die Konstruktion einbezog. Auch noch während der geschichtlichen Epoche, in der Mallorca unter punischer und römischer Herrschaft stand, wurde an Son Fornés weitergebaut. Erst kurz vor dem Fall des Weströmischen Reiches, gegen Ende des fünften Jahrhunderts unserer Zeit, verlieren sich die Zeichen einer Besiedlung der Anlage.
Talaiot Nummer 1 hat 17 Meter Durchmesser und 3,5 Meter Höhe. Seine fünf Meter dicke Wand besteht aus zwei Rundmauern, deren Zwischenraum mit Steinen und Erde gefüllt ist. Die einzelnen Steinblöcke haben ein Gewicht bis zu neun Tonnen. Ein fünf Meter langer, niedriger Korridor führt nach innen. Hier hat man Reste von Scharnieren gefunden, die den Verschluss durch eine Holztür vermuten lassen. Im Innenraum befindet sich die erhaltene Mittelsäule, die das Dach stützte, zwei Feuerstellen, eine niedrige halbrunde Mauer und eine kleine, in die Mauer eingelasse Kammer, deren Sinn bis heute unklar ist (ich tippe auf Kühlschrank). Dieser Talaiot diente vermutlich als Vorratslager, denn man fand ihn angefüllt mit den Überresten geschlachteter Rinder, Ziegen und Schweine.
Talaiot Nummer zwei ist deutlich kleiner als der Erste aber etwas Besonderes unter allen bisher bekannten Talaiots Mallorcas. Er besaß nicht den allgemein üblichen Eingangskorridor. Um in diesen Talaiot hinein zu gelangen, musste man von außen, vermutlich mit einer Leiter, auf das Dach steigen und konnte dann auf einer innen in die Wand eingelassenen Wendeltreppe aus Stein bequem nach unten gehen. Auch die hier gefundenen Keramiken unterscheiden sich von der damals üblichen, einfachen Gebrauchskeramik so deutlich, dass vermutet wird, es handelt sich bei diesem Talaiot um eine besondere Versammlungsstätte. Hier kam wahrscheinlich nur ein kleiner elitärer Kreis von Personen zusammen, vielleicht Priester und/oder die Führer des Dorfes, um rituelle oder politische Zusammenkünfte abzuhalten.
Ausgrabung
In verschiedenen Ausgrabungskampagnen, die meist während der Semesterferien, im Sommer, stattfinden, sind in den zurückliegenden Jahren weitere Teile von Son Fornés freigelegt worden. Dazu kommen Archäologen und Helfer aus ganz Europa nach Montuïri. Bisher ist nur ein kleiner Teil der talaiotischen Siedlung freigelegt worden. Platz genug für rund 400 bis 500 Menschen, die in talaiotischer Zeit hier gelebt haben könnten. Da sich der größte Teil des Geländes aber noch in der Erde verbirgt, sind bei zukünftigen Grabungen durchaus Überraschungen möglich.
Archäologisches Museum Montuiri
Dass über Son Fornés, trotz fehlender Überlieferungen, vergleichsweise viel bekannt ist, verdanken wir einem kleinen Museum in Montuiri, das sich ausschließlich mit diesem Fundort befasst. Hier arbeiten Archäologen der Autonomen Universität Barcelona, die seit 1975 auf dem Gelände wissenschaftliche Grabungen durchführt. Anhand der dabei gemachten Funde wird das Leben in Son Fornés, während seiner rund 1.500-jährigen Besiedlung, rekonstruiert und dokumentiert. Die wichtigsten und interessantesten Fundstücke landen dann hier in einer schönen Ausstellung.
Ich empfehle einen Besuch von Son Fornés auf jeden Fall im Museum zu beginnen. Mit dem entsprechenden Hintergrundwissen wird der Gang über das Ausgrabungsgelände ein viel tieferes Erlebnis, als die oberflächliche Besichtigung alter Steine.
Wie ich höre, haben die Arbeiten zur Renovierund der alten Finca auf dem Ausgrabungsgelände begonnen. Nach Fertigstellung wird das Museum dann dorthin umziehen. Wenn Sie also ins Museum wollen, dann informieren Sie sich ob es noch in der alten Mühle am Kreisel in Montuiri ist, oder bereits in seinem geplanten neuen Domizil, direkt an der Ausgrabung.