Diese Fundstelle befindet sich an der Ostküste Mallorcas, an der Straße nach Cales de Mallorca. Das gesamte Gelände von Hospitalet Vell war bereits recht früh besiedelt, da sich hier auch Reste von Navetas aus prätalaiotischer Zeit finden. Die lange Mauer und der erhaltene quadratische Talaiot scheinen jedoch erst aus punischer Zeit zu stammen. Es wird vermutet, dass ihre Erbauung in das fünfte Jahrhundert v. Chr. fällt – jene Zeit, als die Karthager im westlichen Mittelmeer und am Spanischen Festland verstärkt Handelsniederlassungen gründeten, aus denen später auch militärische Stützpunkte wurden.
Hospitalet Vell unterscheidet sich deutlich von allen anderen Talaiot-Bauten der Insel und ist aus mehreren Gründen besonders interessant und einzigartig. Zunächst ist da die ca. 22 m lange Mauer, die ein rechteckiges Gelände umschließt. Sie wurde in einer auf Mallorca sonst unüblichen Technik errichtet. Sie ist ungewöhnlich perfekt gearbeitet und entspricht nicht jener einfachen Technik, die von den Erbauern der anderen Talaiots seit Jahrhunderten angewendet wurde. Ähnlichkeiten finden sich eher bei altgriechischen Mauern aus dem 5. bis 7. Jahrhundert vor Christus. Der von ihr umschlossene Raum scheint anfangs leer gewesen zu sein. Später wurden darin zwei überdachte Räume mit verschiedenen Kammern eingerichtet und ein Patio mit zwei Feuerstellen.
Diese Mauer und die Funde zahlreicher Gegenstände aus der Zeit der Punischen Kriege lassen vermuten, dass dies eine von Karthagern errichtete Handels- und Militärstation gewesen sein könnte. Vielleicht wurden hier die berühmten "Honderos" ausgebildet, eine bis in die Römerzeit gefürchtete Elite-Truppe mallorquinischer Steinschleuderer. Immerhin deutet alles darauf hin, dass dieses Gelände in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhundert v.Chr. verlassen wurde, also etwa zu jener Zeit, nachdem Karthago im Jahre 146 v. Chr. von den Römern zerstört wurde und die Römer Mallorca im Jahre 123 v. Chr. militärisch eroberten.
Einzigartig ist auch der quadratische Talaiot. Er ist der einzige Talaiot Mallorcas, auf dessen Mittelsäule noch Reste der einstigen Abdeckung erhalten sind. Das wurde möglich, weil das Dach hier nicht aus den üblichen, mit Laub und Erde versehenen Holzbalken, sondern aus länglichen Steinplatten bestand. Während die Wände bei anderen Talaiots eine deutliche Neigung aufweisen, sind sie hier fast senkrecht.
Der Talaiot wurde über die Jahrhunderte immer wieder auf verschiedene Arten genutzt. Der letzte bekannte Bewohner soll noch im 18. Jahrhundert hier gelebt haben.