Eine der vielen typischen V-Antennen im Süden Marokkos. Der Vergleich zum Camper-Van zeigt die Dimensionen. (Dank an Susan und Stephan - links unten - von cantone-libero.ch für das Foto.)
Antennenmonumente sind neben den Steinkreisen, die am weitesten verbreiteten Bauwerke in der Sahara. Es gibt sie in sehr unterschiedlichen Formen, die jedoch eines gemeinsam haben: Von einer zentralen Kammer, dem Tumulus, breiten sich zwei Arme aus, die den ersten Entdeckern wie Antennen vorkamen. Die Antennenmonumente lassen sich grob in zwei Hauptformen unterscheiden: Einmal die sogenannten "V-Antennen", die meistens gerade Arme haben und dem Buchstaben V ähneln. V-Antennen sind sehr flach und man könnte sie fast als zweidimensional bezeichnen. Und das "Croissant", oder "Crescent", dessen Namen von der Ähnlichkeit mit einer Mondsichel herrührt. Ein Crescent besitzt auch eine deutliche Höhe, die es zu einem klar dreidimensionalen Bauwerk macht. Dazwischen gibt es viele Variationen und Mischformen dieser beiden Grundtypen. Körper oder Arme sind mal dünn, mal dick, mal lang ausgestreckt, mal eng zusammengezogen. mal kerzengerade, mal gebogen oder sogar wie Schnüre gewellt.
Eine V-Antenne in der Zentral-Sahara. Zwei ähnliche Antennen dieses Typs wurden auf 1.800 bzw. 1.300 v. Chr datiert. (Dank an Susan und Stephan von cantone-libero.ch für die Fotos.)
Antennen sind von Niger im Südosten, bis zur marrokanischen Atlantik-Küste im Nordwesten, in der gesamten westlichen Hälfte der Sahara verbreitet. Beim überwiegenden Teil zeigt die Winkelöffnung der Antennen nach Osten. Nur etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Bauten sind genau um 180° verdreht, nach Westen orientiert. Die Datierung einiger Antennen des V-Typs ergab ein Alter zwischen 3.000 und 4.000 Jahren. Croissants scheinen noch älter zu sein. Da haben Messungen zwischen 4.000 und 6.000 Jahre ergeben. Die bisher jüngsten, mir bekannten Datierungen, in einem Gebiet in Niger, ergaben einen Zeitbereich von 500 - 100 v. Chr. Da es insgesamt aber noch zu wenige Untersuchungen gibt, lässt sich über die allgemeinen Zeitperioden der verschiedenen Antennenmonumente noch nichts Grundlegendes sagen.
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Darüber hinaus ist über diese Monumente nicht viel mehr bekannt. Viele davon waren Gräber. Andere scheinen das wiederum nicht gewesen zu sein. Entstammen die unterschiedlichen Formen alle einer einzigen Entwicklungslinie oder entstanden sie an mehreren Stellen unabhängig voneinander? Könnte ein einziges Hirten- oder Nomadenvolk diese Monumente über eine so große Landfläche verbreitet haben oder waren hier unterschiedliche Völker und Kulturen am Werk? Viele Fragen, auf die es von der Archäologie noch so gut wie keine Antworten gibt.