Einfriedung aus Steinplatten im Gebiet Borkou. An der Person auf der linken Seite ist das Größenverhältnis erkennbar. ( Vielen Dank an Yves Gauthier, der das Foto zur Verfügung gestellt hat.)
Über die ganze Sahara verteilen sich unzählige, meist ringförmige Strukturen, bei denen es sich allem Anschein nach um die Reste prähistorischer Siedlungen handelt. Aufgrund der riesigen Menge kann ich hier nur begrenzte Beispiele herausgreifen, die nichtmal annähernd einen Eindruck des gesamten Vorkommens geben können.
Tschad: Tibesti
Eine sehr hohe Dichte prähistorischer Siedlungsreste findet sich im Tibesti Gebirge, das sich vom Nordwesten des Tschad bis in den Süden Libyens hineinzieht. Nach der Menge der noch sichtbaren Strukturen zu urteilen, könnte hier eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der ganzen Sahara gewesen sein. Die meisten Funde liegen an den Ufern oder in der Nähe von früheren Flussläufen.
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Tschad: Borkou
In der Provinz Borkou, südlich des Tibesti Gebirges lässt sich die auf den ersten Blick wahllos erscheinende Verteilung der Siedlungen mit den einstigen Uferlinien von Seen in Verbindung bringen, die vor Jahrtausenden hier existierten. Die Größe dieser Ringe beginnt bei rund 20 m und kann bis zu 200 m erreichen. Genaue Datierungen gibt es noch nicht, aber einige Indizien weisen darauf hin, dass diese Bauten bis zu 6.000 Jahre alt sein könnten. Sollte sich das bestätigen, würden diese Artefakte zu den ältesten menschlichen Bauwerken in der Sahara gehören.
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Algerien/Niger: Tenere
Auch in der Senke zwischen Ahaggar und dem Aïr Gebirge gibt es eine hohe Dichte von Siedlungsresten. Zur zeitlichen Einordnung haben wir hier einige Halbmondgräber (Croissants), die über solchen Siedlungen oder aus deren Steinen errichtet wurden. Daraus, dass solche Gräber auf ein Alter von bis zu 4.500 Jahren datiert werden konnten, ergibt sich, dass die darunter liegenden Siedlungen wesentlich älter sein müssen.
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Wellenringe
In einem weiten Gebiet beiderseits der Grenze zwischen Mali und Algerien gibt es merkwürdige große Ringe deren Umfriedung sich aus vielen einzelnen kleinen Halbkreisen zusammensetzt. Das gibt dem Außenrand ein wellenförmiges Aussehen das mich fast an Omas Spitzendeckchen erinnert. Der Durchmesser dieser Ringe liegt meist bei 200 bis 300 m, während die kleinen Halbkreise, aus denen sie sich zusammensetzen, ungefähr 10 bis 15 m haben.
Auch hier konnte ich noch nicht herausfinden welchem Zweck diese Gebilde dienten, oder aus welcher Zeit sie stammen. Waren es Schutzwälle rund um Dörfer? Ihre Größe würde für ein kleines Dorf durchaus ausreichen. Aber auch ein Gebrauch als Einfriedungen für große Viehherden wäre denkbar. Für beides macht allerdings die komplizierte Bauweise aus Halbkreisen auf den ersten Blick keinen Sinn. Dieser Zweck könnte auch mit einem gerade durchgezogenen Wall erreicht werden, der einfacher und schneller zu bauen ist.
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